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Creative Suite 3: Adobe und Macromedia vereint

Adobe und Macromedia vereint

Die Katze ist aus dem Sack und die Adobe Creative Suite 3 offiziell angekündigt. Neu sind verschiedene Editionen für unterschiedliche Anwendungsbereiche erhältlich. Wir stellen die Technologien sowie die Editionen und ihre Positionierung vor.

HAEME ULRICH Am 27. März hat Adobe die lang ersehnte Creative Suite 3 vorgestellt. Dies ist der erste grosse Produkt-Launch seit der Übernahme von Macromedia und zugleich der grösste in Adobes Firmengeschichte.

Wie immer kommen auch diesmal alle Produkte – ausser Acrobat – in einer neuen Version daher. Es gibt mehr Suiten und die Videoprodukte sind jetzt auch offiziell dabei. Die genaue Zusammenstellung der Suiten sehen Sie in der Tabelle. Für die Evaluation hat Adobe online einen «Product Finder» eingerichtet, der nach den Bedürfnissen fragt und daraus eine Empfehlung ableitet.

Die Photoshop-Familie

Für die digitale Bildbearbeitung gibt es mittlerweile vier verschiedene Produkte mit Photoshop im Namen. Sie sprechen verschiedene Zielgruppen an oder sind für unterschiedliche Arbeiten im Bild-Workflow gedacht.

Für Einsteiger und Home-Anwender gibt es Photoshop Elements 5.0. Für die professionelle Druckvorstufe eignet sich diese Version nicht. Photoshop Lightroom ist für Verwaltung, Nachbearbeitung und Präsentation grosser Mengen digitaler Bilder konzipiert. Lightroom steht in Konkurrenz zu Apples Aperture. Photoshop CS3 ist die Weiterentwicklung von Photoshop CS2. Und schliesslich Photoshop CS3 Extended mit zusätzlichen Funktionen für CAD, Architektur und Medizin.

ImageReady gibt es nicht mehr, das Produkt wurde durch Fireworks aus der früheren Macromedia-Reihe ersetzt.

Neu: Adobe Device Central

Designer für Mobile Content – Inhalt, der zum Beispiel auf Handys läuft – haben ein Problem. Sie wissen nicht, welche Geräte ihre Kunden einsetzen. Ob Animationen laufen und wie sie auf dem Handy aussehen, ist daher schwer vorauszusehen. Adobe hat mit Device Central eine Software entwickelt, die die Darstellung auf verschiedenen Handys simuliert. Man könnte salopp von einem «Softproof» für mobile Endgeräte sprechen

Device Central unterstützt verschiedene Medienformate wie Adobe Flash, Bitmap, Video- und Webformate.

Direkt integriert ist die Software in den neuen Versionen von Flash, Illustrator und Photoshop.

Angepasst

Die gesamte Adobe Creative Suite 3 ist an die neuen Intel-Macs und Windows Vista angepasst. Beim Testen der Betaversionen im letzten Halbjahr ist mir vor allem der enorme Temposchub in InDesign CS3 aufgefallen. Dies lässt sich sowohl auf älteren Power-PC-Macs als auch auf der neuen Intel-Hardware feststellen.

Facelifting

Macromedia hat in der Creative Suite 3 auch optisch Spuren hinterlassen. Ein Detail, aber für Kreative nicht zu unterschätzen, sind die neuen Icons. Adobe hat die Natursymbole verlassen und sich für reine Buchstaben entschieden; Photoshop hat zum Beispiel die Abkürzung PS im Icon, während InDesign als ID und Illustrator als AI daherkommt.

Auch an den Oberflächen wurde tüchtig geschraubt. Paletten heissen jetzt Panels. Sie funktionieren zwar ganz ähnlich wie die Paletten, sind aber flexibler geworden. Sie befinden sich auf einem grauen Hintergrund und lassen sich leichter zusammenstellen und anordnen. Besonders Platz sparend ist die neue Icon-Ansicht der Panels, in der man sich am Bildschirmrand eine eigene Werkzeugleiste zusammenstellen kann. Die Oberflächen von Photoshop, Illustrator und InDesign wurden weitestgehend angeglichen. Optisch passen sie auch ganz gut zum Erscheinungsbild von Photoshop Lightroom, das in dezentem Grau edel daherkommt.

Adobe hat einmal mehr versucht, die Tastaturkürzel zu vereinheitlichen. Die Praxis wird zeigen, wie gut dies gelungen ist. Vor allem auch in den lokalen deutschen Versionen. Wir Schweizer machen mit den Kürzeln auf ß sowieso immer Zweite.

Integration fortgeschritten

Photoshop-Dateien lassen sich jetzt in Flash, Fireworks und Dreamweaver öffnen. Flash und Fireworks verstehen das Format von Illustrator.

Die mit Photoshop CS3 Extended eingeführten Videoebenen sind kompatibel mit After Effects und Premiere Pro.

Für Leute aus der Druckvorstufe, die schon mit CS2 Photoshop- und Illustrator-Dateien verwendet haben, gibt es mehr: Ebenen in platzierten Illustrator-Dateien lassen sich endlich in InDesign ein- und ausblenden. Lange ersehnt: Die Ebenenblendmodi aus Photoshop werden im PSD-Format nun auch von InDesign erkannt.

Adobes alter Web-Editor, GoLive, hat Dreamweaver Platz gemacht. Nun gab es mit InDesign CS2 den Export nach GoLive. Dieser ist jetzt nicht mehr notwendig. Adobe beglückt InDesign-Anwender nun mit einem – nach unseren ersten Tests – sehr leistungsfähigen XHTML-Export, über den sie Content für Dreamweaver oder andere Webeinsätze exportieren können.

Adobe Bridge: rasant schnell

Vor allem in der digitalen Bildverarbeitung wurde die mit CS2 eingeführte Adobe Bridge geschätzt. Problematisch im Alltag war die Geschwindigkeit.

Bridge CS3 ist massiv schneller. Subjektiv hat man den Eindruck, über die Bridge sogar schneller im Dateisystem zu navigieren als im Finder. Dafür verantwortlich dürfte die enorm schnelle Rendering-Engine sein, die Vorschaudateien rechnet.

Als besonders nützlich wird sich das neue Filterfenster erweisen. Durch Auswahl von Kriterien können Anwender angeben, welche Dateien im Inhaltsfenster angezeigt werden. Als Kriterien stehen Eigenschaften der im Moment im Inhaltsfenster angezeigten Dateien zur Verfügung. So kann man beispielsweise alle Bilder mit einem bestimmten Änderungsdatum oder alle Illustrator- und EPS-Files in einem vom Kunden gelieferten Bilderordner anzeigen.

Neu ist auch der direkte Import von Bildern ab der Digitalkamera, die dann direkt nach DNG (Digital Negative) konvertiert werden können.

Über die Dateistapel fasst man nun zusammengehörende Dateien zu einer Gruppe zusammen. Ab zehn Objekten kann man sich eine Gruppe als Diashow anzeigen lassen. Zum Vergleichen von Bildern zeigt die Vorschau jetzt gleichzeitig mehrere Dateien an, und mit einer Lupe lassen sich Details in der Vorschau kontrollieren.

Über dem Filterpanel gibt es jetzt einen Schalter, über den sich Anwender alle Objekte im aktuellen Ordner und in dessen Unterordnern gleichzeitig anzeigen lassen können.

Version Cue CS3

Version Cue CS3 wird jetzt erstmals Server genannt. Damit wird er klar positioniert. Version Cue ist ein Dateimanager für die Arbeit im Team. Mit ihm können Kreative Versionen eines Dokuments verwalten und die Zusammenarbeit in Arbeitsgruppen organisieren.

Die Software besteht aus den Teilen Version Cue Server und Version Cue Connectivity. Version Cue Server kann lokal oder auf einem zentralen Rechner im Firmennetzwerk installiert sein. Er stellt Dienste für die Projektverwaltung zur Verfügung. Version Cue Connectivity ist in Acrobat, Flash, Illustrator, InDesign, InCopy, Photoshop und Bridge für den Zugriff auf Version Cue Server zuständig. Bislang hat sich Version Cue in der Praxis noch nicht durchgesetzt. Mit der neuen Positionierung könnte sich das ändern. Von Drittherstellern sah ich bereits sinnvolle Erweiterungen für Version Cue CS3.

Fazit

Mit der Creative Suite 3 schickt Adobe ein starkes Produkt ins Rennen. Angepasste Technologie, neue Funktionen und eine einfachere und schönere Oberfläche zeichnen die neue Produktversion aus. Die grosse Konkurrenz für Adobe ist nicht mehr der Einzelkämpfer Quark. Vielmehr ist Adobe jetzt gefordert, Microsoft etwas entgegenzusetzen. Microsoft hat mit Expression und «eXtensible Application Markup Language» (XAML) einen neuen Pfeil im Köcher. XAML ist der grafische Grundpfeiler in Windows Vista und soll auch auf anderen Plattformen Einzug halten. Mit der treuen Anwenderschaft und dem, was Adobe mit der Creative Suite 3 an den Start bringt, dürfte dies aber gelingen.

InDesign-Konferenz

Die diesjährige InDesign-Konferenz findet vom 5. – 7. September in Winterthur statt. Neu steht am dritten Tag die ganze Creative Suite auf dem Programm. Das vollständige Programm finden Sie auf Seite 19 in diesem Heft. Profitieren Sie vom Frühbucher-rabatt, indem Sie sich frühzeitig anmelden.